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Red Aces - RB Leipzig

Die heile Welt der „roten Bullen“ – Eine Illusion?

Skandal: Pyro-Alltag kehrt nun auch beim etablierten Saubermann-Verein Red Bull Leipzig ein!


So eine reißerische Meldung hätte man, gemäß der aktuellen Anti-Ultra Kampagne der Massenmedien, eigentlich erwartet. Wenn es um den Saubermann Verein RB Leipzig geht, ist man wesentlich dezenter. Der Beitrag im Regionalsender MDR erwähnt die Vorkommnisse im Gästeblock, die das Geschehen auf dem Spielfeld in der zweiten Halbzeit maßgeblich überschatteten, nicht einmal [1] und in einem Online-Artikel von welt.de wird das Zünden eines „Brandsatzes“ nur in einem Nebensatz erwähnt. [2] Selbst das lokale „Käseblatt“ kopiert nur brav die dpa Textbausteine. [3]

Plötzlicher Sinneswandel in der Boulavard-Presse oder die Einflussnahme von Großkonzernen auf die Medien?

Ein roter Faden zieht sich allerdings durch jede allgemeinen Berichterstattung zu diesem Thema: Immer sind die Ultras unwiderlegbar die Schuldigen und niemals wird ein mögliches Fehlverhalten der Sicher- oder Ordnungskräfte auch nur hinterfragt. Objektivität sieht definitiv anders aus. Auch wenn wir sicher alles andere als Sympathisanten der Kieler Fanszene sind, möchten wir uns dennoch im Folgenden an einem objektiven Erlebnisbericht, wie er aus ca. 45 Meter Luftlinie Entfernung wahrgenommen wurde (Sektor C), versuchen:

Kurz nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit präsentierten die Anhänger aus Kiel ein kleineres Blockbanner unter dem schätzungsweise 10-15 Personen verborgen werden konnten. Diese Chance nutzten sie natürlich und brannten, wie im Vorfeld angekündigt („Leipzig wird brennen!“) [4], einen Breslauer ab. Seltsam, wird der eigene Fanblock hingegen bei jedem Spiel akribisch bis auf die Schuhe durchsucht und sind ihnen Blockbanner, angeblich wegen Brandschutz, strengstens verboten, scheinen Gästefans offenbar Narrenfreiheit zu besitzen. Ein Schelm, wer hier den Fehler bei der Security sucht.

Aber ok, das Kind war jetzt nun einmal in den Brunnen gefallen und die Situation war da. Die Chance, dass weitere Brandsätze gezündet werden würden, war an diesem Punkt, aufgrund der sofortigen massiven Präsenz der Security-Kräfte nahe 0. Das Leuchtfeuer brannte mehr oder weniger „friedlich“ vor sich hin und landete zumindest nicht im Innenraum, beeinträchtigte somit das Spielgeschehen auf dem Rasen auch nicht wirklich. Eventuell unbeteiligte, neutrale Fans wurden auch nicht in Mitleidenschaft gezogen. Die Situation war also scheinbar voll und ganz unter Kontrolle.

Dennoch entschieden sich drei scheinbar übermotivierte und prügellustige Security-Kräfte Selbstjustiz auszuüben und preschten in die erste Reihe des Ultra-Blocks vor, um dort zu versuchen eine Person, weit abseits des „Lagerfeuer“, gezielt zu fixieren. Dieser wehrte sich natürlich gegen die initiierte Gewalt der Security-Kräfte. Umstehende Personen kamen zu Hilfe, die übrigen Security-Kräfte taten es ihnen gleich, kamen logischerweise allerdings ihren Kollegen zu Hilfe. Die Situation war eskaliert und nun musste leider auch Team-Black eingreifen und es kam zu einer heftigen und unschönen Auseinandersetzung, die viele Festnahmen zur Folge hatte und die mit einer deeskalierenden Strategie vermeidbar gewesen wären.

Ganz klar natürlich, dass die Kieler Szene auch viele Kinder, die nicht gerade von Traurigkeit sind, beheimatet. So kursieren derzeit bisher unbestätigte Gerüchte, dass Selbige ihren eigenen Fanbus auf dem Weg nach Leipzig zerlegten und deswegen die Heimreise mit dem Zug antreten mussten. Aus älteren und aktuellen Geschehnissen wissen wir allerdings auch, dass die Security des Zentralstadions in der Vergangenheit auch nicht unbedingt in Unschuld badete.

Vorfälle beim Spiel gegen den VFC Plauen bisher nicht aufgeklärt!

So beschwerten sich bereits Anhänger des VFC Plauen, darunter Präsident Wilfried Hub, über ein unfaires, überzogenes und willkürliches Verhalten der Security Kräfte in einer Pressemitteilung nach dem Spiel in Leipzig Anfang des Jahres. [5] Postwendend versprach die Red Bull Loge, ebenfalls in einer Pressemitteilung, eine rasche Analyse und Aufklärung der Vorkommnisse. [6] Diese blieb man allerdings bis zum heutigen Tage schuldig und so kam es auch, dass die Plauener Anhängerschaft das erneute Aufeinandertreffen in Leipzig, Ende September diesen Jahres, völlig zu Recht boykottierte.

Der „Skandal“ um das Interview mit Wilfried Hub spricht in diesem Zusammenhang für sich selbst. Dieser gab dem Leipziger Stadionheft für das erneute Aufeinandertreffen mit Plauen nämlich ein Interview. Da einige seiner Antworten offenbar brisante Fragen zu den Vorkommnissen in Leipzig aufgeworfen hätten, entschied man sich allerdings, diese aus „Platzgründen“ wegzulassen. Plauens Präsident zog daraufhin logischerweise sein gesamtes Interview zurück. [7]

 

Hilfssheriffs im Fußballstadion als Exekutivkräfte im rechtfreien Raum?

Ok, nun könnte der durchschnittliche Leser natürlich zu dem Fazit kommen: „Die Ultras sind ja selbst Schuld wenn sie sich regelmäßig daneben benehmen. Dann müssen sie sich nicht wundern, wenn sie von den Ordnern oder Polizeikräften ordentlich vermöbelt und durch die Mangel gedreht werden.“

Das Handeln zweiter Personengruppe wäre ja noch einigermaßen mit einem Rechtstaat und dem Gewaltmonopol des Staates durch die Polizei vereinbar. Aber zur Selbstjustiz greifende Privatpersonen, nichts anderes sind Security-Kräfte, sind allerdings definitiv nicht hinnehmbar. Dies belegen auch jüngste Ereignisse im Vorfeld des gestrigen Spiels gegen Holstein Kiel, die sich erstmals sogar massiv gegen die eigene Anhängerschaft richtete.

So wurde ein Zugehöriger der Red Aces, der einen Streit zwischen Ordnern und zwei weiteren Red Aces durch das Hinzuziehen des Fanbeauftragten schlichten wollte, des Platzes und im weiteren Verlauf sogar des Stadions verwiesen. Da diese Person sich unrecht behandelt fühlte, weigerte sie sich, das Stadion zu verlassen und verlangte eine Klärung der Rechtslage mithilfe der Polizei. Zunächst waren die Security-Kräfte damit kurz einverstanden, wurden dann allerdings plötzlich doch handgreiflich und versuchten die Person eigenmächtig aus dem Stadion zu befördern.

Da die Person sich auch hier gegen die initiierte Gewalt der Security zur Wehr setzte, wurde sie zuerst gewaltsam zu Boden gebracht und im weiteren Verlauf brutal aus dem Stadion befördert. Verletzungen nahm man dabei billigend als Kolleteral-Schaden in Kauf. Kolleteral-Schaden: Für die Durchsetzung eines lapidaren Rechts? O-Ton der Security-Kräfte: „Im Stadion haben wir Hausrecht und da ist unsere Stadionordnung das Gesetz.“ Auf Nachfrage, wie sie auf die absurde Idee kämen, eine Stadionordnung könnte ein Fußballstadion in eine rechtfreie Zone und sie in die Hilfssheriffs mit voller Exekutivgewalt verwandeln, versicherten sie mit voller Überzeugung, dass sie dies in einem Lehrgang so gelernt hätten.

Als Zeichen der Solidarität zu den ausgesperrten Freunden, hing das Red Aces Banner aus diesem Grund zum Spiel gegen Kiel übrigens nicht!

Fazit:
Genauso wie es auf der Welt nicht nur schwarz und weiß gibt, sind nicht immer die Ultras die Bösen und die Ordnungskräfte die Guten. Dazwischen liegen jede Menge Nuancen und eventuell wäre es ab und zu vielleicht mal angebracht, die Vereinsbrille abzunehmen und gewisse Sachverhalte etwas objektiver zu betrachten, bevor man ein vorschnelles Urteil fällt und in das Horn der scheinbar makellosen Vereinspolitik hineinbläst. An geltendes Recht haben sich nämlich nicht nur die „bösen“ Ultras zu halten, sondern genauso auch die „lieben“ Ordner!

  1. [1]Rb Leipzig gegen Holstein Kiel bei Sport im Osten
  2. [2]welt.de Artikel
  3. [3]LVZ-Artikel
  4. [4]Bild.de Artikel
  5. [5]Pressemitteilung VFC Plauen
  6. [6]Pressemitteilung Rb Leipzig
  7. [7]Mitteilung von Wilfried Hub

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