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Red Aces - RB Leipzig

Bohemians Praha – Sparta Praha (25.7.2014 – 1:2)

Da man sich urlaubsmäßig diesem Jahr so oder so dem Osten Europas annähern wollte und uns die Reise am Vortag von Dresden nach Prag geführt hatte, kam uns die Partie wie gerufen. Zumal auf Einzelkontakten beruhend ein ganz guter Draht zu den Bohemians bestand. Ein Tag vorher kam dann in Prag an und begab sich erstmal gen Hostel, welches um die Ecke vom Bahnhof lag, was sich später für uns noch als ideal herausstellen sollte.

Über das Hostel konnte man auch kaum meckern. Dann auch noch den Smoking-Room bekommen, na gut, wenn sie wollen, rauchen wir auch mal im Zimmer. Aus dem Fenster ging auch schlecht, da dieses durch Gitterstäbe gut abgesichert war, vor dem Blick in den Innenhof. Hatte schon ein bisschen Knast-Feeling, aber durchaus lieblich für Prag.

Am frühen Abend mussten wir dann noch einmal hinaus nach Bohemians fahren und zwar um die Tickets für das Spiel am nächsten Tag zu kaufen, Abendkasse mag der Prager scheinbar nicht so. Ist zumindest unsere Erfahrung nach mehreren besuchten Spielen im Prager Stadtgebiet. Der Fanshop in dem es die Tickets gibt, befand sich direkt unter der Haupttribüne am Stadion. Das Dolicek liegt inmitten eines Wohngebietes und ist von Häusern umzogen. Weist eine kleine überdachte Haupttribüne auf, die Fankurve hinter dem Tor und eine kleine Gegengerade mit anschließendem Gästeblock.


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6 Tickets haben wir noch problemlos bekommen, allerdings nur für die Kurve der Bohemians, was sich aber am Spieltag selbst, als gute Option offenbarte.
So. Nun standen wir also am Stadionrund und hatten unsere Karten in der Hand, das Spiel ist ja nun aber leider erst morgen. Also, was machen? Die aberwitzige Idee kam uns allerdings schnell auf, in dem man vernahm, dass das Stadion ja offen sei. Kurzen Blick geworfen und man stand auf der Haupttribüne und sah unten auf dem Rasen die erste Mannschaft ihr Abschlusstraining für morgen abhalten. Hinter den Wohnblöcken strahlte die Sonne auf uns herab, ein süßlicher Duft erfüllte uns und das Stadion und wir hatten einen dieser perfekten Momente. Mehr als ein Panorama.

Gleiche Zeit, nur einen Tag später waren wir dann in größerer Runde in der Bahn zum Stadion, welche gut gefüllt mit Anhängern der Grün-Weissen war. Aus dem Zentrum bis raus nach Bohemians zieht sich die Fahrt schon, aber man wird mehrmals mit einem schönen Ausblick über die Moldau und den Stadtkern belohnt. Am Stadion dann ordentlich was los, Polizeipräsenz war deutlich überzogen, wenn gleich man aber auch eingestehen muss, dass sicherheitstechnisch das Dolicek kein leichte Aufgabe ist für die Polizei. Chancen zur Fantrennung gibt es kaum. Die Montur der Polizisten hatte ein wenig was von Stuttgart 21, dennoch.


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Bei schönster Sonne ging es dann rein in die Kurve, welche auf den mittleren Stehplätzen hinterm Tor schon ordentlich formiert war und die letzten Vorbereitung für eine Choreo traf.
Im Gästeblock dann selber rund 100-150 von Sparta versammelt. Wir nahmen etwas abseits des Epizentrums der Kurve auf ein paar ordentlich-alten Sitzschalen Platz und hatten von dort aus einen Blick von zwei bis drei Metern zum Spielfeld! Und das alles für 5 Euronen, bärenstark!
Zum Anpfiff dann ein kleines Intro mit vielen Fahnen und ordentlich Konfetti. Die Stimmung kam trotz Vorsänger meistens direkt aus der Masse heraus, was der Lautstärke aber auf keinen Fall schadete. Die Bohemians machten anfangs das Spiel, mehrere Lattenknaller und Pfostenschüsse ehe der eigene Torwart den Ball verlor und es plötzlich 0:1 stand. Der Torwart wollte wohl am liebsten im Boden versinken. In Argentinien hätte man ihn wohl durch die Stadt gejagt. Die Stimmung brach dann auch bis zur Halbzeit ein wenig ein.


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Aber in genau dieser Halbzeit lag auch das Highlight des Spiels. Wir standen entspannt an , um uns und den Mädels ne feine Klobasa zu holen, als es plötzlich laut wurde in der Kurve und sich sämtliche Blicke zu einem Wohnhaus hinter der Gegengerade wandten.
Dort standen einige Leute auf ihrem Balkon und verfolgten ebenfalls das Spiel. Jedoch war ein Herr so dreist und provozierte die Bohemians mit einer Sparte Fahne, welche er direkt von seinem Balkon aus, herab hing. Dieser hatte aber zugleich nicht mit der Tatsache gerechnet, dass unterm ihm ebenfalls drei Männer auf dem Balkon standen. Die fanden die Aktion wie die Mehrheit im Stadion wohl auch nicht so lustig und hatten für Sparta keine Sympathien über und es dauerte nicht lange bis einmal kräftig von unten an der Fahne gezogen wurde und diese einen Balkon nach unten wanderte. Der Fanblock toste voller Begeisterung für diese sagenhafte Aktion. Nach kurzer Zeit waren beide Balkons leer, gab vielleicht noch bisschen Riot im Treppenhaus, wer weiß..
Für solche Momente wartet man auch gerne mal auf seine Klobasa, ehe man dann wieder die Plätze einnahm und die 2. Hälfte eher mit ein wenig quatschen verbrachte und man sich mit den Tschechen im Stadion über Gott und die Welt unterhielt. Dabei sah man noch jeweils ein Tor auf jeder Seite und Sparta verbuchte den Auswärts-Dreier.
Nach dem Spiel ging es dann auch relativ fix zurück zur Bahn und ab in die Stadt, auf der Suche nach Knödeln und Bier. In Prag immer eine happy-ending story. So auch diesmal wieder. War dennoch ein kurzer Besuch, da es am nächsten Tag schon nach Krakau weitergehen sollte.


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