Wisla Kraków – Piast Gliwice (28.7.2014 – 1:1) – rausgeworfen!
Hier bleibt der Bericht über die Krakauer Fans fast gänzlich aus, die Partie klingt eindeutig spannender, als sie eigentlich gewesen ist. Der Boykott der Heimfans hielt an, Karta Kibica und anderer Unsinn sind seit der EM2012 zum Standard geworden. Neben den Daten wie Name, Geburtsdatum und Identifikationsnummer, erfasst die Karte auch ein Lichtbild der Person. Ohne deren Besitz kommt man, speziell als Auswärtsfan, nicht ins Stadion.
Für Ausländer, so hatten wir uns informiert, reicht allerdings bei einem Besuch eines Spiels in Polen, die personalisierte Variante der Tageskarte und so fuhren wir mit unseren Persos und der Hoffnung daran zum Stadion.
Interessant zu betrachten war es, dass die beiden großen Stadien in Krakau nur gute 500 Meter Luftlinie auseinander liegen. Das Stadionumfeld ist von riesigen Teerflächen und viel Wiese gekennzeichnet und lädt den ein oder anderen Krakauer auch zum Familienspaziergang, es gibt ein dutzend Stationen zum Ausleihen von Longboards, Inlineskates etc. – Und irgendwann hatten wir uns dann bis zum Stadion gekämpft, das Henryka Reymana stellte uns seine erste Hürde mit dem Finden des Kassenschalters. Es gab genau zwei mögliche Wege am Stadion, für die man sich hätte entscheiden können. Unser führte natürlich genau zum Gästeblock und nicht zum Ziel und wir watschelten den ganzen Weg wieder zurück und dann sahen wir sie:
Die Tageskasse. Eine Kasse mit 8 Schaltern. Und eine Schlange, welche ungelogen 500 Meter lang war. 1 Stunde bis Anpfiff. Wir stellen uns also an, die Uhr tickt. Noch gute 45 Minuten, 5 Meter gut gemacht. Halbe Stunde bis Anpfiff, weitere 5 Meter. Langsam bekamen wir Frust und waren wie man so schön sagt „mit der Gesamtsituation unzufrieden!“
Erstaunlich war allerdings, dass die ganzen anderen Krakauer, welche anstanden, erstaunlich ruhig blieben, obwohl auch sie definitiv realisierten, dass man nicht mehr pünktlich ins Stadion kommen würden. Also begannen wir damit uns in kleinen Gruppen oder Einzeln, systematisch vorzudrängeln, was uns auch gut gelang. 20 Minuten nach Anpfiff betraten wir dann den Raum mit der Kasse und den 8 Schaltern, welcher sich direkt im Stadionunterbau befand. 8 Schalter waren nun also im Einsatz und an jedem einzeln, saß eine bildhübsche, junge Polin. Allerdings saßen jene eher dort um dem gemeinen Familienvater zu gefallen, welcher in Herrenrunde das Spiel besucht anstatt wirklich gut und schnell zu arbeiten. Geschäftsmodell ökonomischer Sexismus – eklig.
Wir kamen dann auch irgendwann an Kasse 4 und dort wurde uns erklärt, dass wir auch als Ausländer ohne Karta Kibica nicht reinkommen, diese könnten wir allerdings in einem anderen Raum gegen eine kleine Summe beantragen und nach sofortiger Ausstellung derer, könne man sich dann wieder anstellen und Tickets kaufen. Die Information, dass für uns Ausländer der Personalausweis reicht, sei eine Fehlinformation gewesen. Ich schaute nach links und dann nach rechts zum Rest der Gruppe und stellte fest, dass ich mir dies eben nicht eingebildet hatte und wie auch ihre Gesichter einschliefen. Wir standen mehr als eine Stunde an, draußen stehen immer noch 200 Leute ohne Tickets und dann so eine Aussage. Wenn man das in Deutschland abziehen würde, wäre das alles nicht so entspannt geblieben, daher wie schon erwähnt, bemerkenswert, dass die Polen so ruhig und geduldig blieben. Auch wenn sie eventuell schon ahnten, wie ruhig es auf den Rängen bleiben sollte.
Da standen wir nun also ohne Tickets im Stadioninnenraum. Und sahen eine Treppe die nach oben führte, zur Neuanmeldung für die Karta Kibica. Fest entschlossen diese Karte nicht zu kaufen, wagte man trotzdem denn Versuch irgendwie von dort aus reinzukommen. In der nächsten Etage angekommen, standen wir dann auf gleicher Höhe mit der Heimkurve, schräg links von ihnen und hinter einer riesigen Glaswand. Wir konnten allerdings von dort aus prima das Spiel beobachten und wurden erst nach der Halbzeit entdeckt und hinaus geworfen.
Immerhin fast noch 40 Minuten Fußball gesehen und ein aktionsloses Stadion, was nicht das Wisla Kraków vertreten hat, wie man es und seine Fans kennt. Aber die aufgeführten Gründe des Boykotts rechtfertigen denselbigen zweifelsohne. Am Ende ging das Ding übrigens 1:1 aus und gute 4000 Zuschauer fanden den Weg ins Henryka Remana.