Groundhopping

Red Aces - RB Leipzig

Wochenendtrip Madrid – Einmal Hauptstadt und zurück (Oktober/November 2014)

Um noch einmal dem sich ankündigenden Herbst in Deutschland zu entfliehen, wurde der Entschluss gefasst, noch einmal ein wenig Sonne zu tanken und das natürlich wieder mit Fußball. Der Entschluss fiel recht spontan auf die spanische Hauptstadt, aber gänzlich passend, da man dort auch noch Bekanntschaft hat.

 Ganz wach waren wir beide noch nicht, als wir noch vor Sonnenaufgang Leipzig verließen um uns auf den Weg nach Berlin zu machen. „Von Berlin ist immer günstiger“ – diese Weisheit traf wieder einmal zu und ein paar Stündchen später, stieg man dann mit Kaffee gestärkt in den Blechvogel ein. Vom Madrider Flughafen ging es dann zunächst mit U-Bahn (überall diese Drehkreuze, Betrugschance gen unmöglich) in die Ferienwohnung. Dort wurden wir von unserem überaus netten Host erwartet, welcher mit Uns die kleine, aber gemütliche Wohnung teilte. Also fix Sachen ausgepackt und ab in die Stadt. Inklusive Groundspotting im Bernabeu, aber 30 Euro für die Tour, das haben wir uns gewiss nicht gegönnt, auch wenn mal kurz geschaut wurde, ob es ein Weg vorbei an den Drehkreuzen gab, aber ein grimmig dreinschauender Wachmann symbolisierte uns, dass das wohl nicht zu empfehlen sei.
Architektonisch weiß Madrid durch eine Mischung aus Habsburger- und Bourbonenstil zu überzeugen und lädt mit seinen kleinen Boutiquen und Cafés zum verweilen ein.
Der erste Abend wurde demnach auch entspannt mit ein paar Cana´s verbracht, ehe mann dann wie ein Stein im kuschligen Doppelbett versank. Hier lernt man einander erst richtig kennen.

Atletico Madrid – FC Cordoba ( 4:2 , 01.11.2014 )

Samstag war dann Matchday. Der Morgen wurde entspannt in der Altstadt bei einem kleinen, leckeren Frühstück samt Kaffee genossen. Absoluter Preisschlager – 2 Oiro pro Person. All das unter herrlichster Sonne. Noch ein wenig in der Stadt rumgestöbert und paar neue Sneaker abgegriffen, ehe man sich gegen 16.00 Uhr langsam Richtung Süden aufmachte. Atletico gegen Cordoba. Die Erwartung war entsprechend hoch, immerhin spielt hier der amtierende spanische Meister und Champions-League Finalist.


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Auf der großen Allee zum Calderon etliche kleine Tavernen, die schon mit allerlei Leuten gefüllt den Fußball-Samstag eröffneten. Der Stadionvorplatz war dann übersät mit kleinen Imbissbuden (Erdnüsse, Sonnenblumenkerne und Co). Wir waren dann schon recht früh im Stadion, nachdem wir die alte Treppe in den Oberrang auf der Gegengerade nahmen. 1,5 Stunden vor Anpfiff. Das ist mehr als untypisch für den spanischen Fußballfan. Aber wir mussten ja noch ein paar obligatorische Bilder machen, das kostet ja auch seine Zeit, jeder knipst ein mal den anderen, tausende Panoramas, den Sonnenuntergang hinter dem Flutlichtmasten einfangen und so weiter, ihr kennt das ja..


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10 Minuten vor Anpfiff war das Stadion dann auch mit über 50.000 Zuschauern mehr als gut gefüllt, auch der Gästeblock im Oberrang gegenüber der Heimkurve war in ein Grün getaucht, Cordoba machte vor dem Spiel aus dem Block ein wenig Welle, konnte sich aber natürlich während des Spiels nicht durchsetzen. Ein schöner Moment für alle, welche sich von Support und Fankultur begeistern lassen, war es auch für Uns, als die Heimkurve es fast das ganze Spiel über schaffte, die komplette Haupttribüne und unsere Gegengerade mitzuziehen. Diese war gut gemischt mit Familien, viele Gruppen mit männlichen, eingefleischten Rentnern und vielen Studenten. Aber ganz egal, wer es war, sie waren mit Herz bei der Sache und gaben sich der Eigendynamik hin. Diese wurde natürlich von den 6 Toren erheblich subventioniert.
In der Halbzeit an den Gastro-Ständen auch kaum Wartezeit. Dort gibt es allerdings nur alkoholfreies. Da wurde einem klar, warum die Spanier alle noch vor dem Stadion bis kurz vor Anpfiff trunken. Die alkoholfreien Angebote sind dafür im Vergleich zu deutschen Stadien echt preislich angenehm, zweimal eine 0.5er Cola und das alles mit einem 5er bezahlt. Essen ist im Stadion definitiv nicht zu empfehlen, wenn auch nicht gekostet. Chips und abgepackte Sandwiches.

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Die Stimmung baute sich in der 2. Hälfte noch ausund entwickelte sich wirklich zu einem sehenswerten Support, die bekannten Evergreens brachten die Haupttribüne zum Wackeln und die Heimkurve konnte durch in Deutschland (fast) unbekannte und kreative Rhythmen und Melodien überzeugen.
Nach dem Spiel verloren sich die Massen dann in einem riesigen Trott in Richtung Innen- und Altstadt und bevölkerten die Tavernen vom Stadion bis zum Plaza de Mayor.

Das Stadion kann sowohl im Hellen al sauch im Dunklen absolut imponieren und sicherlich für uns beide eines der schönsten Stadien, die wir bislang besuchten. Auch absolut genial, dass hier alle per Fuß anreisen, weil das Stadion mitten in einer urbanisierten Zone steht und daher keine Möglichkeit für große Parkplätze bietet. Es sieht affengeil aus, wenn im Schein des Flutlichts, welches noch aus dem Stadion leuchtet, tausende Menschen in den Gassen Madrids verschwinden. Diesem Zauber gaben wir uns auch hin und versanken noch in einer der tausenden Bars auf ein paar Bierchen. Preislich merkt man eindeutig, dass hier die Finanz- und Wirtschaftskrise eingeschlagen hat und erheblich die Essens- und Getränkepreise nach unten drückt. Hier kommt man also günstig durch. Als Tourist mag man das positiv sehen, jedoch können die Spanier darüber wahrscheinlich nicht schmunzeln.


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other stuff:

Die anderen Tage wurden dann mit einem Abstecher in die Einkaufsstraßen von Madrid verbracht, so wie einem Besuch im Museumsviertel, dem Retiro und dem schwebenden Caixa-Forum.
Am Abend dann noch mit Insidern unterwegs in den Bars des Homosexuellenviertels, welches kulturell und gestaltungsmäßig zu überzeugen weiß. Viel Industriecharme, viel Streetart und kleine Bars. Diese bilden einen schönen Gegenpol zu den großen, unpersönlichen Tavernen der Hauptstadt. Hier muss man sein nächstes Bier nicht bestellen, es kommt sofort, nachdem das alte leer ist. Welch Service!

Das kleine Viertel, welches durch viele Schwule und Lesben bevölkert wurde und dadurch seinen Charme und seine Gestaltung bekam, hat auch eine besondere Geschichte, mit dieser es in dieser Form auch einmalig ist. Die „neuen Einwohner“ sorgten vor etwa 10 Jahren dafür, dass viele Einheimische den Weg zurück dorthin fanden, nachdem das ehemalige von Drogenhandel und Prostitution belastet Viertel, durch jene einen neuen Touch bekam,die Negativbelastung verschwand und spezielle Etablissement ersetzt wurden, indem sich viele Homosexuelle dort ansiedelten und das Viertel davon befreiten. Es entstanden Clubs, kleine und private Boutiquen, Ateliers und Bars. Eine wunderbare Entwicklung und ein toller Dienst, der dort für die eigene Stadt verbracht wurde. Dort fühlt man sich absolut wohl!

So schaltete man dann auch mal ab, ließ den Fußball mal außen vor und unterhielt sich in entspannter, erweiterter Runde über Gott und die Welt. Tauschte Eindrücke aus und freute sich nebenbei auch über angenehme Tabakpreise, welche 3 von 4 Leuten ein kleines Funkelnin die Augen trieb.

Am vierten und letzten Tag wurde das Wetter langsam auch ostdeutsch und der kalte Wind setze selbst in spanischer Steppenlandschaft ein. Also noch schnell in eine der üppig ausgestatteten Bäckereien eingeschneit und was auf die Faust geholt, ehe es dann Richtung Leipzig ging. Also ab in den Flieger, am Abend dann in Berlin gelandet und im Auto nach Leipzig hörten wir dann, komplett fertig vom Tag, ein absolut langweiliges 0:0 unserer Rasenballer gegen K´Lautern.

Und so spontan wir in den Gassen Madrids standen, sahen wir uns auch wieder in unserer Messestadt. Obwohl das bestimmt nicht unser letzter Besuch in Spanien gewesen sein wird, ein Ground in vier Tagen – das war eigentlich mehr als suboptimal…

 

 

 

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