Ein Trauerspiel – Choreoverbot bei Rb Leipzig
Nachdem nun drei Tage vergangen sind, sich die Gemüter ein wenig abgekühlt und wir unsere Emotionen geordnet haben, möchten wir an dieser Stelle eine kurze Einschätzung zu den Ereignissen des 35. Spieltags geben. Vorweg: Heimsieg! 3 Punkte! Zuschauerrekord! Geil!
Alles beginnt mit dem Spiel gegen Burghausen (25.01.2014). An diesem Tag sammeln Mitglieder der RedAces Choreospenden, um diese dann dem Fanverband zur Verfügung zu stellen. Ziel der Aktion war es alle Fanclubs mehr in die Organisation und die Durchführung von Choreographien einzubinden.
Schon Ende Februar ließ sich an der Tabellenkonstellation erahnen, dass das Spiel gegen Darmstadt eine entscheidende Rolle im Kampf um den Aufstieg in die 2. Bundesliga einnehmen würde. So begannen bei uns die Köpfe zu qualmen und wir präsentierten dem Fanverband unseren Vorschlag „Durchziehen bis zum Aufstieg“ am 03.03.2014. Allen Mitgliedern des Fanverbandes war bewusst, dass der Choreovorschlag für Kontroversen sorgen könnte. Doch alle Fanclubvertreter waren einhelliger Meinung, dass die sportliche Botschaft im Vordergrund steht und Fanchoreographien üblicherweise mit einem Augenzwinkern zu betrachten sind. So war die Überraschung nicht allzu groß als drei Tage später, am 06.03., dem Fanverband durch die Fanbetreuung die offizielle Genehmigung des Vereins schriftlich übermittelt wurde.
Sofort kam der Zug ins Rollen und in weniger als zwei Wochen erreichten uns die ersten Paletten mit feinstem Stoff. Darunter über 2000qm Folienbahn, 100 Liter Farbe, ca. 1,5km Klebeband und anderes. Ab diesem Zeitpunkt begann die intesivste Arbeit – alles im Zeichen des Rasenballsport. Viele unserer Mitglieder nahmen zahlreiche Entbehrungen auf sich, wobei der Verzicht auf die Auswärtsfahrt nach Dortmund sicherlich am schwersten wog. Die Tage bis zum Showdown wurden weniger und die Vorfreude auf das Topspiel steigerte sich ins Unermessliche. Durch das große Engagement konnten am frühen Nachmittag des 15.04. die Pinsel zur Seite gelegt werden. Die letzten Handgriffe, wie das endgültige zusammenkleben und -falten, hoben wir uns für den Vorabend des Spiels auf.
Die Freude währte nur wenige Stunden. Gegen 17 Uhr erreichte uns ein Anruf aus der Geschäftsstelle mit der Bitte, uns schnellstmöglich Am Neumarkt einzufinden. Dort der Nackenschlag. Die Choreo wurde ohne Angabe näherer Gründe für nicht durchführbar erklärt. Ohne uns auf hitzig-vorschnelle Diskussionen einzulassen, verließen wir die Geschäftsstelle, trommelten die Crew zusammen und informierten den Fanverband. Hier stießen wir unmittelbar auf vollste Unterstützung.
In einem kurzfristig anberaumten Krisengipfel zwischen Vertretern des Fanverbandes und den oberen Vereinsverantwortlichen am Abend des 16.04. wurden von Fanseite mehrere Vorschläge für einen Kompromiss eingebracht. Nach dreistündigem Verhandeln war es dem Verein nicht möglich eine klare Aussage zu treffen. Die Fanvertreter wurden mit dem Versprechen einer definitiven Antwort auf den nächsten Mittag vertröstet. Der Gedanke eines Stimmungsboykotts verfestigte sich bei allen Anwesenden. Nach wie vor konnten wir uns auf volle Solidarität von Seiten des Fanverbands stützen. Währenddessen wurde die Choreo und deren Problematik durch einen stadtbekannten Journalisten öffentlich gemacht, da dieser notorisch seine Nase überall hineinsteckt.
Anstatt eine Lösung zu erhalten, bat am 17.04. nun Ralf Rangnick kurzfristig zum Tanz. Im Zuge dessen entwickelte sich ein Änderungsvorschlag, dem der Verein mit großen Bauchschmerzen zustimmen würde. Bauchschmerzen hatte an dieser Stelle aber nicht nur Fuschl, sondern auch wir, die Choreomacher. Wir trennten uns mit der Einigung die Machbarkeit zu prüfen. Ab diesem Zeitpunkt brach absolutes Wirrwarr aus. Während wir gruppenintern eingestehen mussten, dass der Rangnick-Kompromiss unter zeitlichen und gestalterischen Gesichtspunkten (weniger als 48 Stunden bis zum Anpfiff!) nicht mehr zu realisieren war, wurde – von an der Choreoarbeit UNBETEILIGTEN – kolportiert, die Sache habe eine gute Wendung genommen. Leute, mit denen wir uns noch zwei Stunden zuvor über einen Stimmungsboykott einig waren, warfen uns jetzt Selbstdarstellung, Uneinsichtigkeit, opportunelles Verhalten und der gleichen mehr vor.
Aus aufrichtiger Enttäuschung entschlossen wir uns ein Zeichen zu setzen, um unseren Idealen und der Arbeit von Wochen und Monaten für Verein, Stadt und Fanszene gerecht zu werden. Nach der mit Inbrunst gemeinsam zelebrierten Mannschaftsaufstellung verließen wir mit gesenkten Köpfen für 15 Minuten und vier Sekunden den Block, um danach mit erhobenem Haupt und wehenden Fahnen unsere Mannschaft zum Sieg zu treiben.
Die Zeit der Aufarbeitung hat für uns mit diesem Schreiben begonnen.
rasenballisten | RedAces | Castrum Lipsia | Mythos LE am 22.04.2014
(mit Dank an die Fanatics und alle anderen, die weiterhin zu uns stehen)
CAN´T STOP THOSE GANG!